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Dr. med Beate R. Jaeger beantwortet Fragen zu Ubiquinol

Frau Dr. med. Beate R. Jaeger ist Internistin und Labormedizinerin. Sie praktiziert in Essen/ Mülheim. Seit 1993 setzt sie, als eine der Wegbereiterinnen, Coenzym Q10 und Ubiquinol bei der Behandlung ihrer Patienten als ergänzendes Therapeutikum ein und kann inzwischen auf fast 20 Jahre Praxiserfahrung in diesem Gebiet zurückblicken.

Außerdem ist sie aktives Mitglied der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e. V., die ein unabhängiger Ansprechpartner für Fragestellungen auf dem Gebiet des Fettstoffwechsels und der Atherosklerose ist. Im Interview berichtet sie über ihre Erfahrungen bei der Behandlung von Patienten:

Frau Dr. Jaeger, in Ihrer Praxis behandeln Sie täglich Patienten mit Statinen. Was sind Ihre persönlichen Beobachtungen in Bezug auf Verträglichkeit und Nebenwirkungen?
BJ: Aus meiner Sicht sind Statine heute die effektivste Langzeittherapie für Cholesterin-Patienten. Allein in Deutschland werden etwa vier Millionen Menschen mit Statinen behandelt. Gleichzeitig erlebe ich in meiner Praxis auch immer wieder, dass Patienten über Nebenwirkungen wie Muskelbeschwerden und Müdigkeitserscheinungen klagen, die ihr Alltagsleben gravierend beeinträchtigen können. Außerdem muss jeder Patient im Vorfeld auf Konstitution und weitere Erkrankungen überprüft werden.

 

Heißt das, dass es Patienten gibt, die ein besonders hohes Risiko tragen, wenn sie Statine einnehmen?
BJ: Ja, es gibt Patienten, die aufgrund ihrer Vorerkrankungen besonders genau beobachtet werden müssen. Zu diesen Vorerkrankungen zählen Arteriosklerose, koronare Herzerkrankungen, periphere Durchblutungsstörungen, ein geschwächter Herzmuskel, Diabetes oder ein vorheriger Herzinfarkt. In solchen Fällen überprüfe ich immer den Ubiquinol-Spiegel (Gesamt-Coenzym Q10) im Blut.



Weshalb spielt der Ubiquinol-Spiegel hier eine Rolle?
BJ: Ubiquinol ist ein vitaminähnlicher, fettlöslicher Stoff. Es stellt ausreichend Energie in den einzelnen Zellen bereit, die die Voraussetzung für alle Körperfunktionen ist. Ein Beispiel: Ist der Herzmuskel, der kontinuierlich sehr viel Energie verbraucht, um das Blut in den Körper zu pumpen und so alle Gewebe zu versorgen, durch eine Vorerkrankung wie einen Herzinfarkt geschwächt, dann kann ein Ubiquinol-Mangel gravierend sein.

 

Inwiefern werden die körpereigenen Ressourcen von Statinen beeinflusst?
BJ: Statine blockieren die Bildungsschritte der Cholesterinsynthese im Körper, jedoch ist dieser Syntheseweg über mehrere Stufen identisch mit dem körpereigenen Bildungsweg von Ubiquinol. Also wird auch die körpereigene Ubiquinol-Synthese gehemmt. Ist der Körper nicht mehr ausreichend mit Ubiquinol versorgt, treten erste Anzeichen wie allgemeine Müdigkeit und geringe Leistungsfähigkeit auf. Auch alle Arten von Muskelbeschwerden wie Zittern, Verkrampfungen und Schmerzen können durch mangelnde Ubiquinol-Versorgung hervorgerufen werden. In diesem Fall ist es von Vorteil, dass Ubiquinol nicht nur vom Körper synthetisiert wird, sondern auch über die Nahrung zugeführt werden kann.

 

Daraus folgt also, dass Statin-Patienten ihre Nahrung mit Ubiquinol ergänzen sollten, um einem Mangel und damit Nebenwirkungen vorzubeugen?
BJ: Ja, ich bevorzuge die Supplementation mit Ubiquinol, der biologisch aktiven und dadurch besser bioverfügbaren Form des klassischen Coenzym Q10. Durch seine biochemische Struktur muss Ubiquinol nicht erst im Körper umgewandelt werden. Deshalb wird Ubiquinol besser verwertet und ist schneller wirksam als Coenzym Q10. In meiner Praxis konnte ich feststellen, dass ca. 80 Prozent der Patienten bei einer Dosis von 100 mg Ubiquinol am Tag schon nach einer Woche über eine Verbesserung ihres Zustands berichten. Von den ersten 100 Patienten, die ich wegen schwerer Myopathien mit Ubiquinol behandelte, haben 60 Patienten deutlich von Ubiquinol profitiert, besonders hinsichtlich ihrer sportlichen Leistungsfähigkeit. 20 weitere Patienten haben überhaupt keine Muskelbeschwerden mehr, 9 Personen konnten keine Änderung in ihrem Zustand feststellen und ein Patient klagte über Unverträglichkeit. Weitere 10 Patienten konnten immerhin leichte Verbesserungen ihrer Beschwerden erreichen. Das sind meiner Meinung nach vielversprechende Resultate. 

 

Mit welcher Dosierung sind die besten Erfolge zu erwarten?
BJ:  Das kommt natürlich sehr auf den Einzelfall an. In der Regel erzielt man gute Ergebnisse mit einer Dosis von 100 mg Ubiquinol pro Tag. Ganz wichtig ist zu betonen, dass das Ubiquinol ein rein natürlicher Wirkstoff ist, der durch Hefe-Fermentation gewonnen wird. Diese Form der Nahrungsergänzung gilt als sichere Therapieform ohne Nebenwirkungen.

 

Aber eigentlich liegt es doch nahe, den Wirkstoff direkt in einem Kombinationsprodukt mit dem Statin zu verarbeiten. Warum ist solch ein Produkt noch nicht auf dem Markt?
BJ: Man kann fast sagen, dass dies ein formales Problem ist. In den letzten 20 Jahren sind viele tausend Patienten in Studien mit Statinen behandelt worden, aber in keiner Studie wurde eine Statin-Coenzym Q10-Vergleichsgruppe integriert. Es gibt also keine direkten Vergleichswerte, die in einer gezielten Untersuchung entstanden sind. Solange eine groß angelegte, wissenschaftliche Grundlage fehlt, wird zumindest in Deutschland kein Kombinationspräparat für den Markt zugelassen.



Haben Sie eine persönliche Empfehlung?
BJ: Ich empfehle jedem Patienten, der Statine einnimmt, seinen Gesamt-Coenzym-Q10-Spiegel im Blutplasma überprüfen zu lassen und weise auf den potenziellen Nutzen einer Ubiquinol-Einnahme hin. Die Dosis sollte in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt festgelegt und regelmäßig überprüft werden. Es kann oft so einfach sein, Folgewirkungen abzufangen und Risiken zu minimieren. Häufig fehlt ganz einfach das Wissen um die Wechselwirkung mit dem Ubiquinol-Spiegel. Eine wichtige Funktion kommt hier den Apotheken zu: Sie können in der Beratung auf den Zusammenhang zwischen Nebenwirkungen der Statintherapie und einem Ubiquinol-Mangel hinweisen und so ein Bewusstsein für die Problematik schaffen. Auch der Pharmamarkt reagiert inzwischen, in dem er zielgerichtete Begleitprodukte zur Statintherapie anbietet.