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Home > Themen  > Ubiquinol  > News  > „Coenzym Q10 ist nicht gleich Coenzym Q10“

Der Mannheimer Apotheker und Nährstoffexperte Philipp Heldmann im Interview

Im Allgemeinen gilt die Versorgung mit Nährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen in Deutschland als gut – zumindest sagen das die Ernährungsverbände. Dennoch raten Experten bei bestimmten Voraussetzungen oder Erkrankungen zur Supplementierung.

Wir haben mit dem Apotheker Philipp Heldmann gesprochen, der sich unter anderem auf die Beratung zu Vitaminen und Mikronährstoffen spezialisiert hat.

 

 

Herr Heldmann, gibt es Mikronährstoffe oder Vitamine, bei denen es aus Ihrer Sicht eine allgemeine Unterversorgung gibt?

PH: Eine Verallgemeinerung ist in diesem Fall sehr schwierig. Einerseits kommt es auf die Lebensgewohnheiten und die Ernährung des Einzelnen an, andererseits gibt es tatsächlich bestimmte Personengruppen, bei denen die Wahrscheinlichkeit eines Mangels hoch ist.

Für wen ist eine Nahrungsergänzung nötig und sinnvoll? 

PH: Im Prinzip für jeden. Man muss bei der Auswahl immer den Einzelnen und seine Situation betrachten. Beispielsweise kann die Einnahme von oralen Kontrazeptiva, der Anti-Baby-Pille, im weiblichen Organismus einen Nährstoffmangel auslösen. Aber genauso haben Sportler und Personen mit einem stressigen Arbeitsalltag einen erhöhten Bedarf an bestimmten Mikronährstoffen. Gut dokumentiert ist auch, dass gewisse Medikamente einen Mangel hervorrufen. Außerdem gibt es chronische Erkrankungen, bei denen man mit Sicherheit eine Begleittherapie mit Mikronährstoffen empfehlen kann.

Also sprechen Sie Ihre Kunden gezielt auf Nahrungsergänzungsmittel an?

PH: Auf jeden Fall. Bei Kunden, die ein „auffälliges“ Medikament bekommen, erkundige ich mich proaktiv nach möglichen Symptomen oder gebe ihnen Beratungskärtchen mit, die wir in unserer Apotheke haben. Ein gutes Beispiel sind Statin-Patienten, die aufgrund der Wirkweise des cholesterinsenkenden Medikaments mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Coenzym Q10-Mangel haben. Wenn man also zeitgleich mit der ersten Statin-Tablette ein Präparat mit Ubiquinol, der aktiven Form von Coenzym Q10 empfiehlt, dann hat der Patient durch den Ausgleich deutlich weniger Nebenwirkungen. Bei Migräne-Patienten würde ich ebenfalls Ubiquinol als Nahrungsergänzung empfehlen. Studien weisen darauf hin, dass die regelmäßige Einnahme zur Abschwächung der Migräneanfälle führen kann, beziehungsweise dass sich die Intervalle zwischen den Anfällen vergrößern.

Weshalb und für wen ist die Ubiquinol-Einnahme aus Ihrer Sicht noch sinnvoll?

PH: Prinzipiell ist es für jeden sinnvoll. Natürlich insbesondere für Sportler, da sie einen erhöhten Energie- und Sauerstoffbedarf haben. Das Interessante beim Mikronährstoff Ubiquinol ist, dass er nicht nur in bestimmten Zellen vorliegt, sondern in jeder einzelnen Körperzelle. Bei der Einnahme von Betablockern sinkt der Ubiquinol-Gehalt in den Herzzellen erheblich, weshalb die Nahrungsergänzung Sinn macht. Es gibt mittlerweile auch Studien, die belegen dass Ubiquinol für Patientinnen mit Kinderwunsch eine sinnvolle Nahrungsergänzung sind.

Durch welche Symptome äußert sich ein Ubiquinol-Mangel?

PH: Ein Ubiquinol-Mangel kann sich durch viele unterschiedliche Symptome bemerkbar machen. Am besten belegt sind Abgeschlagenheit und geringe Leistungsfähigkeit. Das Problem ist, dass solche Symptome beispielsweise auch bei einem Eisen- und Vitamin-D-Mangel auftreten. Im Idealfall hat der Patient vor kurzer Zeit ein Blutbild machen lassen, das den Eisen- und Vitamin-D-Wert anzeigt, sodass man dann per Ausschlussverfahren das richtige Produkt empfehlen kann.

Empfehlen Sie in „unklaren“ Fällen auch Kombinationen?

PH: Jein, denn bei manchen Nahrungsergänzungsmitteln muss man aufpassen. Ubiquinol lässt sich glücklicherweise problemlos mit ganz vielen Präparaten kombinieren, da die Einnahme unbedenklich ist. Man muss nur die richtige Dosierung einsetzen – empfehlenswert sind 100 mg Ubiquinol am Tag.

Gibt es auch Personengruppen, die mehr Ubiquinol benötigen? Und wem raten Sie zu einer Ubiquinol-Kur und wem zur ständigen Einnahme?

PH: Eine Ubiquinol-Kur mit sogar 200 mg am Tag würde ich Sportlern empfehlen, die sich in einer Wettkampfvorbereitung befinden und intensiv trainieren. Generell können junge und gesunde Menschen, die keine Medikamente nehmen und viel Sport machen, auch mehr als 100 mg Ubiquinol am Tag einnehmen. Statin-Patienten oder ältere Menschen, deren Körper weniger Ubiquinol bildet, sollten es besser regelmäßig einnehmen, aber dann bei der täglichen Dosis von 100 mg bleiben.

Warum kennen so wenige Menschen bisher die Wirkung von Ubiquinol? Woran könnte das Ihrer Meinung nach liegen?

PH: Bei Ubiquinol liegt das Problem wahrscheinlich darin, dass es ein körpereigener Mikronährstoff ist, weshalb viele eine Supplementierung nicht für nötig halten. Im Beratungsgespräch zeige ich auf, dass bestimmte Ernährungsgewohnheiten, Vorerkrankungen und weitere Faktoren Mangel hervorrufen können. Ubiquinol ist ein super Mikronährstoff, der für jeden Menschen sehr wichtig ist.

In den USA beispielsweise sind Nahrungsergänzungsmittel für die meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit. Sind die Menschen in Deutschland kritischer?

PH: Insgesamt habe ich das Gefühl, dass wir offener werden, es sind mittlerweile auch viel mehr Informationen verfügbar. Meiner Meinung nach herrscht in Deutschland eher das Paradigma „zu viel schadet nur, weniger ist mehr“, was grundsätzlich nicht falsch ist und man sollte nicht blind alles einnehmen, was der Markt hergibt. Was die Dosierung betrifft, stimmt das oft nicht: zu geringe Dosierungen bleiben oft wirkungslos. Also auch hier gilt: Fachmann fragen!

Und zu guter Letzt interessiert uns natürlich Ihre persönliche Meinung zu Nahrungsergänzungsmitteln.

PH: Ich selbst nehme als Basisversorgung einiges ein (lacht) – Ubiquinol für den Energiehaushalt; Magnesium für die Muskulatur; Omega-3-Fettsäuren für die Gehirnfunktion; Zink für Nägel und Haut; Vitamin C und Vitamin D für das Immunsystem – alles zusammen jeden Morgen beim Frühstück.

 

Vielen Dank für das Interview.